Mahoraba

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Autor: Kojima Akira
Verlag: Enix
Reihe: Gangan Wing Comics
Bände: 4
Jahr: 2001-
Zeitschrift: GanGan Wing

Stichworte:
Comedy, Love Comedy, Gag, 4-Panel

ISBN4-7575-0501-9
27.08.2001

ISBN4-7575-0625-2
27.02.2002

ISBN4-7575-0750-X
27.08.2002

ISBN4-7575-0848-4
27:01.2003

Auf den ersten Blick scheint Akira Kojimas Mahoraba ein Love Hina Verschnitt zu sein. Die Handlung weist starke Parallelen mit dem Hitmanga von Akamatsu Ken auf: Ein junger Kunststudent sucht in Tokyo eine Unterkunft, um in Ruhe sich auf sein Studium konzentrieren zu können. Seine Mutter vermittelt ihm ein Zimmer in einer Herberge, die ihrer Cousine gehört. In der Herberge, umringt von Hochhäusern und in einem sehr traditionellen Baustil gehalten, wohnen, oh welch Überraschung, einige hübsche Frauen, die dem Studenten das Studieren schwer machen werden.....und trotzdem unterscheidet sich Mahoraba in wesentlichen Punkten von Love Hina, lest selbst:

Ryûshi trifft zum ersten (?) Mal Kozue

Shiratori Ryûshi ist der besagte Student, der durch den Einzug in die Herberge namens "Narutakisou" sich vieles verspricht: Er kommt vom Lande her, und die private Kunstschule, in die er sich eingeschrieben hat, befindet sich im Zentrum von Tokyo (in der Nähe von Ueno). 3 Stunden dauert die Hinfahrt. Kein Wunder also, dass er sich für eine Bleibe in der Nähe seiner Schule entscheidet, wo er in Ruhe seine Malarbeiten erledigen kann. Gleich beim Eingang der Herberge lernt er Aoba Kozue kennen, die hübsche Schülerin und Hauswärtin kennen (siehe Auszug 1). Kozue ist eine entfernte Verwandte von Ryûshi und scheint ihn von früher her zu kennen. Sie freut sich riesig, dass er sein Hobby (Malerei) weiter an der Uni studiert und sein Traum vom Zeichner für Kinderbücher verwirklichen will. Ryûshi ist ein wenig verunsichert: Er erinnert sich nicht, Kozue bereits einmal getroffen zu haben, fühlt sich aber gleich von ihrer Schönheit und Nettigkeit angezogen.

V.l.n.r: Yukio, Tamami, Megumi, Sayoko, Asami

Bald lernt Kozue seine anderen Mitbewohner kennen, die alle ihre Schrullen haben:
Momono Megumi, ebenfalls noch Schülerin, ist die typische "Impulsive", die für Aufregung in der Herberge sorgt. Sie liebt Alkohol über alles und mischt sich in den Privatangelegenheiten der anderen ein; ein wenig wie Kitsune in Love Hina. Megumi versucht gleich von Beginn an, Kozue mit Ryûshi zu verkuppeln.
Chanohata Tamami ist eine weitere Schülerin und geht in die gleichen Schule wie Kozue. Sie spielt immer das sehr nette Mädchen von nebenan, singt beim Sprechen beinahe und wirkt insgesamt auf dem ersten Blick harmlos. Tamami kann allerdings auf andere Leute als Kozue sehr schnell eine mysteriöse/unheimliche Aura versprühen. Kein Wunder: Sie ist Mitglied im Okkult-Klub ihrer Schule, was aus ihr eine sehr unberechenbare Person macht, die man besser meiden sollte.
Kurosaki Asami ist eine niedliche Zwölfjährige, die sehr aufgestellt und für ihr Alter recht reif ist. das muss sie, denn sie lebt zusammen mit ihrer junge Mutter Kurosaki Sayoko, die arbeitslos ist, nichts kann, immer depressiv drauf ist und hin und wieder Selbstmord (!) begehen will. Sayoko trägt meistens eine Schlinge mit sich rum ... Um ihren Lebensunterhalt zu verdienen, schlagen sich Asami und Sayoko mit verschiedenen Jobs durch wie dem Zusamenstellen und Verpacken von künstlichen Blumen.
Zuletzt gibt es noch einen Mann namens Haibara Yukio, der immer mit seiner Hundepuppe "Johnny" herumläuft und seine Kunst vom Bauchreden pflegt. Yukio spricht nie selber, sondern immer durch seinen Johny. Was er sonst so tut weiss niemand. Ein schrulliger Typ.

Saki, wie sie leibt und lebt.
Klickt hier für den Auszug auf Deutsch

Doch gerade die Person, die Ryûshi zunächst noch am normalsten scheint, ist alles andere als normal: Kozue leidet an einer psychischen Krankheit. In ihr stecken noch mindestens 2 weitere Persönlichkeiten. "Dissociative mental disorder" nennt sich diese Krankheit. Wenn Kozue einen Schock kriegt, zu stark erschrickt oder sehr wütend wird (äusserst selten), fällt sie in Ohnmacht und wacht als eine andere Person auf. Mal als die sehr aggressive, "punkhafte" Saki, die Ryûshi regelmässig eine auf die Birne haut und für durchzechte Nächte immer zu haben ist (Auszug 2); mal aber auch als die sechsjährige Nanako, die alle Bewohner mit ihrem kindlichen Gemüt auf Trab hält. Und das sind noch nicht alle Persönlichkeiten.
Ryûshi glaubt zuerst an einem schlechten Scherz: Die aggressive Saki kann niemals Kozue sein; es muss sich um eine Zwillingsschwester handeln. Doch Megumi erklärt ihm, dass es sich hierbei sehr wohl um die nette Kozue handelt, nur weiss Kozue es selber nicht. Kozue kann sich nicht an ihre anderen Persönlichkeiten erinnern, nachdem sie wieder die Alte geworden ist. Sie kennt ihre anderen Persönlichkeiten nicht und umgekehrt kennen die anderen Persönlichkeiten die übliche Kozue nicht.

Momoko hält Ryûshi auf Trab

Es ist für Ryûshi schon hart, wenn sein "ideales" Mädchen ihm nach einem Persönlichkeitswechsel so zusetzt. Aber noch härter wirds, wenn er sich um Momoko kümmern muss. Momoko will ständig die Aufmerksamkeit von Ryûshi, wie kleine Kinder es halt so wollen, und kommt ihm manchmal auch seeehr nahe, was Ryûshi sehr peinlich ist. Mit Märchen Lesen und Zeichnen kann er sie beschäftigen, aber es klappt auch nicht so ganz (Auszug 3). Ryûshi könnte seine Aufgaben auch einfach auf die Seite legen und sich mehr um Momoko kümmern. Nur gleicht seine Kunstlehrerin ziemlich Tamami und macht gute Miene zum Bösen Spiel, indem sie sich ihren Schülern gegenüber immer nett zeigt, auch wenn sie mit einer Sache unzufrieden ist, und sie verhexen kann. Deshalb versucht Ryûshi seine Aufgaben immer pünktlich und korrekt abzugeben.

Tamami und ihr Druckmittel...

Tamami macht unserem Ryûshi später mit einem hochbrisanten Photo später noch das Leben schwer (Auszug 4). Ohnehin ist sie sehr schlau und nutzt die Schwächen unseres Studenten knallhart aus. Warum aber wohl? Was steckt hinter ihrer Fassade und wieso schafft sie es immer wieder, die Personen in ihrer Nähe so einzuschüchtern? Ihr Aussehen, ihre Sprechweise und ihr Verhalten machen aus Tamami, die vermeintlich Niedliche und Unberrechenbare, ein Geheimnis für sich ...
Ziemlich besorgniserregend ist auch Sayoko, Asamis Mutter: Jeder noch so kleiner Patzer ist für sie ein Grund, sich erhängen oder die Adern durchschneiden zu wollen (Auszug 5). Asami ist der genaue Gegenpol von ihrer Mutter: Sie macht aus jeder Situation ihr Bestes, und weiss sich trotz der Armut der beiden zu helfen: Selbst aus Gras vom Wegrand kann sie ein "tolles" Menü zaubern, und sie weiss immer, welcher Supermarkt gerade Waren in Aktion hat. Als Ryûshi eines Abend bei einem Job mithilft, erfährt er, dass Sayoko in Wirklichkeit gar nicht die leibliche Mutter von Sasami ist ...


Mahorabas "Häppchen-Plot" und die Nähe zu Dating Simulations

Sayoko will sich (mal wieder) umbringen...

Akira Kojimas Mahoraba profitiert wohl freillich vom momentanen Boom der Love Comedies, den Love Hina ausgelöst hat. Die Parallelen sind nicht zu übersehen. Trotzdem hebt sich Mahoraba von Love Hina in einen Punkten ab:
Zuerst fällt das gemächlichere Erzähltempo von Mahoraba auf. Die Ereignisse in Mahoraba sind längstens nicht so überdreht dargestellt wie in Love Hina. Dann unterscheidet sich Mahoraba weiter in der Handlung und im Genre: Anders als bei Love Hina bringen hier keine bevorstehenden Prüfungen die beiden Hauptpersonen zusammen. Sowohl Ryûshis Vorsätze für seine berufliche Zukunft, als auch seine Vergangenheit und die von und Kozue spielen in der Geschichte bisher eine untergeordnete Rolle. Die ganze Handlung besteht eher aus einzelnen unabhängigen Episoden aus dem Alltagsleben der Herbergsbewohner.
Diese Unterschiede liegen in der Publikation der Geschichte begründet: Der Zeichner Akira Kojima hat gar nicht die Möglichkeit, eine so lange Saga wie Love Hina zu zeichnen, weil Mahoraba in einer Monatszeitschrift (Gangan Wing Comics) erscheint.

Saki regt sich ziemlich auf, weil sie immer gegen Ryûshi in einem Videogame verliert.

Er neigt von daher, mit Ausnahme der ersten wenigen Kapiteln, den Lesern einen "Häppchen-Plot" anzubieten. Jedes Kapitelchen kann als kleine Geschichte für sich angesehen werden. Und hier zeigt sich eine starke Analogie von Mahoraba zum Plot von Videogames und den daraus entstandenen TV-Serien wie To Heart: Die männliche Hauptperson lernt Frauen verschiedenen Alters (1 x 12, 2 x 16, 1 x 19 & 1 x ?[Sayoko]) mit verschiedenen Eigenschaften kennen und gibt ihnen bei schwierigen Zeiten Ratschläge, beinahe wie ein älterer Bruder, dem man vertrauen kann. Dafür muss nun Ryûshi aber auch freillich recht leiden, aber im Prinzip hat er neben der Rolle des Pechvogels auch die Rolle der Vertrauensperson. Dieser Typ von Vertrauensperson wird im Fall von Videogames sehr oft bei Dating Simulationen als Hauptperson eingesetzt, mit welcher, ein wenig überspitzt formuliert, sich die Otakus identifizieren können.
So gesehen wundert es nicht, dass Mahoraba von der Firma Enix herausgegeben wird, eine der neueren und kleineren Unternehmen, die stark multimedial tätig sind und ihre Mangas nach dieser Strategie vermarkten: Als Videospiel, als Tradingcard Game, als Computersoftware..... Ein gutes Beispiel für eine solche multimediale Vermarktung ist die schräge Komödie Jungle wa itsumo Hale nochi Guu aus dem selben Verlag.


Der Zeichenstil, das Lesenswerte und die Kritik

Asami und Sayoko, so gegensätzlich wie sie sind...

Mahoraba ist also ein äusserst kommerzieller Manga, der aber dennoch einen gewissen Charme hat: Da wäre zuerst einmal der Zeichenstil: Akira Kojimas Zeichenstil ist für dieses Genre einfach gehalten und dennoch recht detailiert geraten. Die meisten Linien sind immer gleich dick gehalten was darauf schliesst, dass er die meisten Details mit einer dünnen Feder zeichnet, inklusive der Hintergründen. Seine Characterdesigns oszillieren immer zwischen "normal" und leicht "super deformed" (also leicht geschrumpft, um niedlich zu wirken) und sie sind schematisch gehalten, ohne jedoch zu vereinfacht auszusehen. Personen im Hintergrund sind nicht einfach hingekritzelt worden, sondern sorgfältig gezeichnet in einer vereinfachten Form. Schlicht & simpel, aber dennoch detailiert. Was hingegen ein wenig negativ auffällt, ist eine den Zeichnungen eigene Flachheit, die auf einem etwas unbeholfenen Umgang mit der Perspektive hindeutet. Vielleicht ist diese Flachheit aber auch beabsichtigt, da auf diese Weise alle Personen wie Schauspieler auf einer kleinen Bühne wirken (manche Panels wurden speziell danach ausgerichtet).

Ryûshi und seine Kommilitonen zeichnen Megumi und Sayoko ab. Auch Asami soll porträtiert werden...

Die Designs eignet sich hervorragend fürs animieren. Wir dürfen gespannt sein, ob in Japan noch eine Anime TV-Serie in Planung ist. Ein Wunder wäre es freillich nicht. Interessant ist auch, dass Kojima hin und wieder seine Geschichte als 4-Panel Gagstrip weiterführt..
Ein weiterer Grund, bei Gelegenheit mal in Mahoraba zu schnuppern, sind die witzigen Personen. Sie machen einfach Spass wenn man sich für Love Comedies begeistern kann, auch wenn sie aus unzähligen Klischees bestehen: Der typische scheue Student Ryûshi, die unberechenbare Tamami, die Gegenpole Sayoko und Asami und nicht zuletzt die nette und den Wünschen des Mannes "unterwürfige" Kozue (;->), die mit ihrer Persönlichkeitsspaltung für Unterhaltung sorgt.
Genau in Kozues "Krankheit" steckt aber mein einziger wirklicher Kritikpunkt an diesem Manga: Die Ursache der Krankheit wird bisher nicht näher behandelt, und wer in seiner Familie vielleicht mit Personen zu tun hat, die an Shizophrenie oder einer ähnlichen psychischen Krankheit leidet, wird den Gag von Akira Kojima vielleicht gar nicht komisch finden. Doch die hier dargestellte Krankheit ist dermassen überzogen dargestellt und somit unrealistisch geraten, dass sie rein als Katalysator für einen ständige Fortlauf der Handlung aufgefasst werden sollte, als reines Plotinstrument. Wer das erkennt und einsieht, dem steht die Lektüre eines feinen Love Comedy Manga für zwischendurch eigentlich nichts mehr im Wege.

pictures©Kojima Akira/Enix
Text©Yaniv Tempelman (Juni 2002)
Letztes update: Juli 2003

News: Mahoraba wird Anime!

Silencer hat mit einem Scan aus der Zeitschrift Gangan Wing auf einen bevorstehenden Anime von Mahoraba aufmerksam gemacht. Zum jetzigen Zeitpunkt sind lediglich folgende Infos bekannt: Regie führt Shinichirô Kimura (u.a. verantwortlich für G-on Raiders, Popotan, Maburaho, Sugar). Das Konzept der Serie übernimmt Seichi Yamada (u.a. Sugar, Slayers, Ai yori Aoshi...). Der Anime wird von J.C.Staff produziert. Mit grosser Sicherheit wird es sich um eine kurze TV-Serie handeln.
Start des Animes und Sender sind noch nicht bekannt.

08.05.2004