Happy World!

Takeshita Kenjirou
Shueisha, Young Jump Comics
Bisher 4 Bände (2001 - )

Keine Furigana


Erstausgabe 24.02.2001
ISBN4-08-876128-6

Erstausgabe 24.10.2001
ISBN4-08-876222-3

Pechvogel Takeshi und Elle

Happy World: Ein Comedy Manga der etwas gröberen Art

Viele Love Comedy Manga wie "Oh! My Goddess" haben als Regel, dass ein gewöhnlicher Junge ein aussergewöhnliches Mädchen trifft, eine Art Traumfrau, oder gar mehrere. Der Junge verliebt sich dabei in die Hauptperson, ist aber unfähig, ihr direkt seine Liebe zu gestehen. Stattdessen beschützt er sie vor allerlei Gefahren, besteht mit ihr Abenteuer, träumt davon, sie eines Tages zu heiraten usw. Auf der anderen Seite sieht das Mädchen so gut wie immer das gute Herz des Jungen, verliebt sich meistens in den Jungen (oder ist es bereits von Beginn an) und sieht es als ihre Pflicht, ihm bei Seite zu stehen, aus welchen Gründen auch immer (Mutterinstinkt? ^^; ).

Zum Inhalt

Happy World! von Kenjirou Takeshita reiht sich in das selbe "Boy meets Girl"-Schema mit den verrückten Begebenheiten und schrulligen Personen: Der vierzehnjährige Mittelschüler Oomura Takeshi ist der grösste Pechvogel der Welt. Vor einer Woche ist das Haus seiner Familie abgebrannt, wo er hintritt geschieht nur Unglück. Nachdem er gerade von einem Strommast erschlagen worden ist, taucht vor ihm eine engelshafte Gestalt auf, die sich "Elle" nennt. Elle, ein Engel, rettet ihm das Leben und erklärt, dass Gott zu Beginn jedem Menschen gleichviel Glück und Unglück verteilt hat, Takeshi als einziger Mensch hingegen nur Unglück kriegt. Es sei deshalb Elles Aufgabe, fortan Takeshi vor Unglück zu schützen.

Takeshi versucht Elle loszuwerden

So kommt es, dass Takeshi und Elle bei Sanae unterkommen, der zierlichen und stets höflichen Tante von Takeshi, die ein Boutique-Geschäft führt. Im gleichen Haushalt lebt auch noch die ältere sexgeile Cousine Motoko, sie sich gerne über Takeshi lustig macht und auf Elle steht. Elle wiederum macht ihre ersten Erfahrungen als normales Mädchen mit all den Tücken des Alltags (das fängt mir der Schwerkraft an).

In der Schule muss sich Takeshi mit dem eingebildeten Maruyama auseinandersetzen, der am liebsten bei Takeshi herumhängt und mit ihm allerlei Unfug unternehmen will. Dann gibt es auch noch die kleine Kusakabe Julia, die schwere Herzprobleme hat und deswegen nur langsam laufen kann. Um sie werden sich Takeshi und Elle in einem Kapitel noch speziell kümmern, auch wenn Kusakabe auf eigene Faust sich durchschlagen will. Weiter gibt es noch einen cholerischen Lehrer, der mit seinen Fingern Bleistifte wie ein Champion jongliert, und den obligatorischen introvertierten Klassenstreber (samt Brille), der mittels eines Baggers Unterwäsche von Elles Balkon klaut (!)


Maruyama stellt sich vor...

Wenn ich die Personen und die grobe Handlung so erzähle, klingt Happy World! wie ein fader Abklatsch ähnlicher (Love) Comedy Manga, wie man sie in Japan zuhauf antrifft. Tatsächlich findet man in Happy World! nichts wirklich Originelles, das diesen Manga von anderen nun deutlich abheben würde. Die Personen und die Handlung sind ein Mix aus verschiedensten Klischees: So haben alle Nebenpersonen ein sehr ausgeprägtes Verhalten und setzen dadurch, wie so oft ,die Handlung erst in Gang, die mit wenigen Ausnahmen eine reine Gagparade ist. Durch ihre sehr ausgeprägten Charakterzüge sprechen Elle, Kusakabe und Sanae wiederum deutlich den Typ Fanleser an, die ohne zu zögern gleich die Drama-CDs zu den entsprechenden Personen kaufen würden. So gesehen ist Happy World! tatsächlich ein Manga für "Otaku", eine Art stark kommerzielle Mischung zwischen verrückter Love Comedy und Dating Simulation. Und doch ist "Happy World" verglichen mit ähnlichen Manga ein bisschen anders: Happy World ist fieser.

 

Kasukabe sagt Takeshi, er solle sie
nicht mit seinen stinkenden Händen anfassen

Die männliche Hauptperson, hier Takeshi, verliebt sich zur Abwechslung mal eben nicht wirklich in das "Traummädchen", jedenfalls nicht offensichtlich, sondern empfindet sie wenn schon eher als Last. Takeshi ist ein zynischer Junge und schreckt wenn's sein muss auch nicht vor Gewalt zurück. Wenn Elle zu neugierig wird, schlägt er sie bevorzugt mit seiner Handkante. Manchmal haut er sie mit der Faust sogar mitten ins Gesicht (als sie in einem Kampf zwischen ihm und Maruyama zu intervenieren versucht). Doch trotz seines kurzen Temperaments hat Takeshi ein gutes Herz: So hilft er z.B. Kusakabe auf die Vorbereitung für einen Wettlauf. Allerdings fällt es ihm schwer, das nach Aussen hin zu zeigen.
Auch die zierliche und nette Sanae haut mit der Handkante gerne mal zu und trägt so viel zum unerwarteten und manchmal recht fiesen Slapstick des Manga bei.
Fiese Gags, Schadenfreude, Slang und Fanservice sind bei Happy World in rauhen Mengen zu finden. Oft ist die kleine Kusakabe die Leidtragende. So missbraucht Takeshi sie einmal als Schutzschild, um sich vor Schlägen eines Mitschülers zu schützen. Kaum hat Kusakabe ihren "Zweck" getan, schmeisst Takeshi sie sogleich weg. Wohl aus diesen Gründen und dem etwas starken Fanservice bei Kasukabe (auf der Innenseite des Schubers von Band 2 ist sie nackt abgebildet) werden die einzelnen Kapiteln von Happy World! nicht in einem Shounen Manga-Magazin publiziert, sondern in einem Magazin für ältere männliche Jugendliche, nämlich Shueishas "Ultra Jump".
Der Zeichner und Autor Kenjirou Takeshita selber wollte die Geschichte zuerst bei Koudansha in der Young Sunday veröffentlichen, doch dort wurde ihm nahegelegt, er solle doch stattdessen ein Sportmanga zeichnen, also wechselte er zur Konkurrenz über. Doch dazu unten mehr.

Takeshi und Elle unterhalten sich
mit Tante Sanae. Motoko ist auch dabei.

Kenjirou Takeshita begann als Mangazeichner bereits während der Oberschule seine ersten Erfahrungen im professionellen Umfeld zu sammeln, als die Young Sunday einige Kurzgeschichten von ihm abdruckte. Nach einem einjährigen Schulunterbruch führte er die Schule fort und begann nach dem Abschluss gleich als Assistent zu arbeiten. Mit zwanzig Jahren begann er 1994 für die Zeitschrift Daiman-Oh Purple zu zeichnen, seine erste längere Geschichte. 1997 folgten dann der Actionmanga Kakeru für Young Sunday und einige Kurzgeschichten für die Zeitschriften Daiman-Oh und Buisness Jump. Eine Kurzgeschichte über die Vorhersagen von Nostradamus im Buisness Jump ernzürnte im Sommer 2000 seine Verleger bei der Young Sunday, wenige Monate später endete Kakeru nach 13 Bänden. Sein neuestes Projekt "Happy World" wurde bei Young Sunday abgelehnt, bei Ultra Jump hingegen angenommen.

Zeichnerisch gesehen ist Happy World! ganz ordentlich geraten, besonders was das niedliche Characterdesign von Elle und Kusakabe angeht. Aber Takeshita kann nicht nur niedliche Mädchen zeichnen. Die Mimik der männlichen Personen ist bei grossen Bildern recht detailiert ausgefallen und verleiht den Bildern einen Hauch von Realismus, wie man sie oft in solchen Manga für ein grosses Publikum findet (siehe z.B. die Manga von Tetsuya Egawa).

Alles in allem kann ich den Manga denjenigen Lesern empfehlen, die einen Comedy Manga mit Slapstick und fiesen Gags suchen und die sich an gelegentlich auftauchenden Fanservice nicht stören.

Tomoko mit ihrer Mutter Sanae

Wie es bei vielem kommerziellen Manga in letzter Zeit der Fall ist, wird auch Happy World! als Anime umgesetzt. Allerdings nicht als TV-Serie, sondern als 3-teilige OAV. Der erste Teil ist Anfang Dezember auf dem jap. Markt erschienen.

Script: Nobe Motofumi (Saber Marionette J)
Regie: Ikehata Kouji (Bei Inu Yasha TV beteiligt)
Character Design: Kimoto Yûkô (?) (Animation director bei Clamp School detectives)
Produzent: Ômiya Saburô (Happy Lesson)
Studio: Softgarage/KSS (Comic Party)

Interessant ist festzuhalten, dass Elle von Hanamura Satomi gesprochen wird. Sie spielte Yuka Nakagawa im Film "Battle Royale"; das Mädchen, das die giftige Suppe isst.
Für Hanamura ist es die erste Rolle in einem Anime.

 

Pictures©Kenjirou Takeshita/Shueisha

Text: Yaniv Tempelman (Dezember 2002)

 

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