Iwahara Yûji,
bisher 2 Bände

Kadokawa Shouten 2001-

ISBN4-04-713430-9

ISBN4-04-713470-8

Chikyû Misaki ("Erde Misaki")ist ein recht interessanter Abenteuer-Manga, der recht Vieles zu versprechen scheint.

 Die vierzehnjaehrige Makishima Misaki zieht mit ihrem Vater, ein Wissenschaftler nach Hohoro, einem fiktiven Oertchen in Hokkaido. Sie ziehen in das Haus, in welchem Misakis verstorbene Mutter ihre Kindheit verbracht hatte. Gleich bei der Ankunft in ihrer neuen Bleibe macht Misaki Bekanntschaft mit der attraktiven Rechtsanwaeltin Nishioka Aoi, die ein enges Verhaeltnis zu Vater Makishima zu pflegen scheint, ein nach Misakis Geschmack eindeutig zu enges Verhaeltnis.

Das Staedchen Hohoro liegt an einem Kratersee, in welchem angeblich ein nessieartiges Ungeheuer hausen soll. Das erklaert Misakis neue Freundin Ôkouchi Sanae, mit welcher sie gleich am ersten Schultag Bekanntschaft macht. "Hohopo" soll das Nessie heissen. Auf dem Weg nach Hause fallen Hohopo-Plüschtiere vom Himmel; eines trifft Misaki am Kopf. Verärgert macht sie sich auf die Suche nach dem vermeintlichen Lausbub, der aus dem Gebüsch auf beide Mädchen zielt. Gerade auf der Suche rutscht Misaki einen Schneehang hinunter und fällt beinahe in den eiskalten See; in letzter Sekunde wird sie von Hohopo höchstpersönlich gerettet. Misaki und Sanae können ihren Augen nicht trauen: Hohopo ist nicht bloss ein reines Gerücht. Nein, es gibt die Kreatur wirklich, und es ist sehr anhänglich und scheint besonders Misaki zu mögen. Als beide Mädchen sich dann von Hohopo verabschieden wollen, kommt es noch zu einer sehr bizarren Begebenheit: Hohopo küsst blitzschnell Misaki und verwandelt sich in einen kleinen Jungen mit blonden Haaren. Misaki und Sanae sind noch mehr verwirrt. Wie ist denn das nur möglich?
Die beiden Mädchen beschliessen, den Jungen/die Kreatur zu adoptieren. Wohnen soll der Junge nun bei Misaki; Sanae hat bereits kleine Geschwister und schenkt dem "schnuggeligen" Jungen (Zitat von Sanae) einige Kleider. Bei sich zu Hause trifft Misaki auf ihren Vater, der mit der Anwältin Aoi sich gerade den Film Matrix anschaut. Als Aoi fragt, wer denn der Junge sei, antwortet ihr Misaki, es würde sich um ein uneheliches Kind von Vater handeln, während eines Aufenthaltes in einem Flüchtlingslager in Sarajevo erzeugt. Natürlich sagt Misaki dies bloss, um Aoi zu schockieren (sehr zu Beunruhigung ihres Vaters), doch sie ignoriert die etwas gar phantasievolle Ausrede Misakis und fragt gleich nach dem Namen des Jungen. Misaki gerät ins Schwitzen, hat dann aber doch eine Lösung bereit: "Neo" würde der Kleine heissen ...
Und so kommt es, dass Neo ab diesem Tag bei Misaki wohnt. Den Kleinen zu unterhalten ist für Misaki und Sanae ein ganz schön schwieriger Job: Neo denkt immer noch wie Hohopo, also wie ein Tier: Beide sind eins miteinander. Deshalb kann Neo auch nicht sprechen, und stubenrein ist er erst recht nicht. Vater Makishima und Nishioka Aoi vermuten, dass mit dem Jungen was nicht stimmt, fragen aber zunächst Misaki nicht nach der genauen Herkunft des jungen Blondschopfes.

Vor einer Weile geschah in der Großstadt eine spektakuläre Entführung: Die vierzehnjährige Asai Tokuko, Tochter eines Schwerindustriellen, wurde zusammen mit ihrer Klavierlehrerin Fujikawa Reiko gekiddnappt. Die Entführer verlangten über 2 Bio. Yen Lösegeld. Der Vater bezahlte die Summe und Tokuko, aber der Polizei ist es nicht gelungen, die Entführer dingfest zu machen. Mittlerweile fliegen die Entführer, darunter der Chef des Coups, Tokukos Klavierlehrerin (!) (welche Tokuko hinters Licht geführt hatte) mit einer Chessna samt dem Zaster nach Hokkaido, wo sie wegen eines Schneesturmes abstürzen. Reiko kann in letzter Sekunde die Beute von der Chessna aus in den See versenken, damit die Polizei die Beute nicht entdecken würde....
Als Reiko wieder zu sich kommt, befindet sie sich in der Hütte eines grimmigen Waldarbeiters, der vielleicht der Kontaktmann in Hororo sein könnte, den Reiko und ihre Mannen treffen wollten. Zur gleichen Zeit sucht die junge Tokuko ihre ehemalige Klavierlehrerin, um sich an der Frau zu rächen, die ihre Gefühle misbraucht hat. Aber was haben diese beiden Vorfälle mit Misaki, Sanae und Neo zu tun? ...

Mit Chikyû Misaki präsentiert der Zeichner Iwahara Yûji sein dritter Manga, das wie die beiden anderen ebenfalls in der Zeitschrift Gekkan Shônen Ace (bekannt u.a. für Sadamotos Evangelion) erscheint. Iwahara hat die Begabung, sehr durchdachte und spannende Abenteuergeschichten dem Leser auf erfrischende Art und weise zu präsentieren. Dabei spielt Iwaharas Zeichenstil eine grosse Rolle: Er verzichtet auf eine starke Schattierung seiner Personen und Hintergründe, gebraucht wenige Screentones und bevorzugt grosse Flächen mit schwarzer Tusche, was sein Stil in die Nähe desjenigen eines Ariga Hitoshi (The Big O) rückt und beinahe an einem "Film Noir" als Manga erinnern. Gleichzeitig beinhaltet Iwaharas Stil eine Art Dynamik in der Linienführung, die an Zeichner wie Ashinano Hitoshi (Yokohama Kaidahshi Kikou) erinnern, sein Stil eher in eine Richtung des "Cartoon" rückt. Dieser interessante Mix und die abenteuerliche Geschichte, die sich hervorragend für einen spannenden Film aus dem Hause Hollywood eignen würde, machen Chikyû Misaki unbedingt für all diejenigen Leser zum Geheimtipp, die für Neues immer aufgeschlossen sind und bereits ein gewisses Mass an Japanisch beherrschen (zwar erscheint der Manga im Gekkan Shounen Ace, aber trotz des Namens des Magazins handelt es sich bei Chikkyû Misaki nicht um einen traditionellen Shounen-Manga, sondern eher um eine Abentuergeschichte für ältere Leser, die was Neues suchen. Demzufolge sind hier praktisch keine Furigana zu finden). Nur zu schade, dass jährlich nur zwei Bände erscheinen.

©Iwahara Yûji/Kadokawa Shouten

Text©Yaniv Tempelman (April 2002)

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